Pascal hatte in der Grundschule schon gelernt, wie es sich anfühlt vor einer Klassenarbeit nervös zu sein. Er hatte also schon häufig zittrige Hände gehabt, einen schnellen Puls und auch das Gefühl auf die Toilette zu müssen, obwohl die Blase gar nicht gefüllt sein konnte.
Er kommt ins Lerncoaching um das zu verändern. Aktuell ist er in der Ausbildung zum Ergotherapeuten und hatte schon den ersten Schritt selbst getan. Zu seinen Vorbereitungen hatte bisher gehört, dass er kurzfristig gelernt hatte, weil er meinte, er bräuchte den Zeitdruck um besser lernen zu können. Für die erste Klausur in der Ergotherapie Schule hatte er bereits zwei Wochen vorher angefangen zu lernen und erzählte das ganz stolz. Natürlich ist die gute Vorbereitung mit die wichtigste Komponente, die Nervosität zu reduzieren. Aber das allein reicht eben nicht aus, da das Gehirn ja schon seit Jahren auf den eingespurten Pfaden unterwegs ist. Es hat halt gut gelernt, was vor Klausuren zu tun ist: Pulsschlag erhöhen, zittern der Hände veranlassen und Druck auf die Blase geben, alles ganz klar.
Nachdem Pascal seine Symptome beschrieben hatte, bitte ich ihn, auf einer Skala von 1-10 anzugeben, wie groß seine Nervosität gefühlt ist. Er gibt eine Zahl von 7 an. Der Wert ist auf jeden Fall sehr hoch, auch wenn die 10 er Marke die höchste Form der Prüfungsangst darstellt. Da geht dann nix mehr, der Kopf ist leer, Reaktion nicht mehr möglich, der typische blackout.
Beim emotion coaching geht es darum, dem Bild der Nervosität ein Gegenbild entgegen zu setzen. Ich bitte Pascal, sich an eine Situation zu erinnern, in der es ihm immer gut geht und er beschreibt mir seinen Hund Rosa.
Wenn er mit ihm zusammen ist, geht es Pascal richtig gut, er hat zu jeder Zeit das Gefühl, seinen Hund genau zu verstehen und spürt das Gefühl von Wärme und Stärke im Thorax Bereich. Sein Gesicht strahlt, wenn er von Rosa erzählt. (Rosa ist ein kleiner Hund, der schon mal einen kleinen Springbrunnen auf dem Kopf hat, weil ihm sonst das Fell die Sicht versperrt. ) Ich bitte Pascal das Bild der Nervosität auf seinem inneren Bildschirm aufzurufen und er berichtet sofort von den typischen Symptomen. Als er dann versucht, sich die Situation mit Rosa vorzustellen, gelingt es ihm nicht sofort. Klar, sein Gehirn hat jahrelange Übung darin, Nervosität zu erzeugen.
Aber als er es noch mehrmals probiert, erzählt er, dass das Bild der Nervosität verschwimmt, sich nach links verschieben lässt und das Bild mit Rosa die Oberhand gewinnt. Er verankert dann das positive Bild, damit er später über die Ankerbewegung das positive Bild immer wieder aufrufen kann. Er will es ausprobieren, bis zur nächsten Klausur sind noch 4 Wochen Zeit, bis dahin kann er es noch einüben.
5 Wochen später bekomm ich eine mail: Pascal bedankt sich sehr für das Lerncoaching, er konnte seine Nervosität bis auf 4 reduzieren und fühlte sich sehr viel besser als bei der ersten Klausur. Das macht ihm Mut, weiter dranzubleiben und die Methode zu nutzen.