Henry spielt am liebsten Fußball

4. März 2024by Irmhild0

Als Henry ins Lerncoaching kommt, fällt mir als Erstes auf, dass er sehr durchtrainiert ist und sehr groß. Seit Jahren schon spielt er in einer Fußballmannschaft in der Bezirksliga.

Deshalb ist Schule bisher auch Nebensache für ihn gewesen. In der 8. Klasse ist es aber schwierig, wenn man nur das nötigste macht, deshalb kommt er ins Lerncoaching. Er selbst kennt sich und sein Verhalten in der Schule natürlich am Besten und erzählt mir deshalb auch gleich, wie es normalerweise im Unterricht abläuft. Zusammen mit ein paar Kumpels haben sie im Unterricht viel Spaß damit, sich gegenseitig anzusehen, wenn einer einen Spruch macht und die Klasse zu unterhalten. Die Lehrer haben schon alle getrennt, so dass sie weit auseinander sitzen aber es findet sich immer eine Möglichkeit, so groß ist der Klassenraum nun auch wieder nicht. Henry sagt, das sei der Grund, dass er sich nicht gut auf den Unterricht focussieren kann. Die negative Sichtweise heißt dann: er lässt sich schnell ablenken.

Ich frage ihn, ob es eine Situation gibt, in der er sich gut focussieren kann und sofort erzählt er mir, wann das ist. Wenn die Fußballmannschaft vor einem Spiel in der Umkleidekabine ist und sich alle vorbereiten, dann gelingt es ihm sehr gut, sich zu konzentrieren und zu focussieren. Dafür sorgt der Trainer auch sehr stark. Im Spiel fühlt Henry sich dann gar nicht abgelenkt, im Gegenteil, da zählt nur der Ball.

Also bitte ich Henry, sich vorzustellen, wie er diese Fähigkeit (Ressource) für sein Ziel, im Unterricht mehr aufzupassen und dem Lehrer zuzuhören nutzen kann. Ziemlich schnell hat er eine Idee: „Ich könnte vor Eintritt in den Klassenraum mich nochmal bücken und mir die Strümpfe hochziehen, so mache ich das auch in der Kabine. Danach klatsche ich am Schild neben der Tür ab und erst dann gehe ich in den Unterricht. So blende ich alles andere aus, was so im Klassenraum passiert und höre einfach dem Lehrer (Trainer) zu und sitze vorne auf meinem Stuhl. Wenn ich dann mal eine Pause brauche, rutsche ich auf dem Stuhl nach hinten, entspanne kurz und fasse mir dann wieder an meine Socken, um die Konzentration wieder aufzunehmen.“ Zusammen spielen wir die Situation mehrfach durch und er übt gezielt den Wechsel zwischen Konzentration und Entspannung.

Beim nächsten Termin erzählt er mir begeistert, dass die Methode im Unterricht gut funktioniert hat. Er bekam direkt Rückmeldung von zwei Lehrern, die bemerkt hatten, dass er wesentlich aufmerksamer war als sonst im Unterricht. Das motiviert ihn, dabei zu bleiben.

Damit die Methode dauerhaft funktioniert, muss Henry sie oft durchführen. Wenn das Gehirn etwas Neues lernen soll, braucht es Übung. Er kann die Methode aber auch für andere Situationen verwenden, in denen er konzentriert sein möchte. Alles eine Frage der Übung, unser Gehirn liebt Wiederholungen.

 

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *