Was Katharina für ihre Konzentration braucht, weiß sie ganz genau. Aber an der Berufsschule ist das aktuell gerade nicht gegeben. Frische Luft ist Mangelware, im letzten Winter hatte sie gefroren, weil am Gymnasium in den Unterrichtsstunden regelmäßig gelüftet wurde. Jetzt haben die Klassenräume eine Klimaanlage und das Fenster ist eine Scheibe, die man nicht öffnen kann. Dafür ist es warm, man kann halt nicht alles haben.
Seit ein paar Wochen ist sie jetzt in der Ausbildung zur Erzieherin und hat selbst schon einiges verändert, weil ihr aufgefallen war, dass sie sich morgens noch ganz gut konzentrieren kann, aber am Nachmittag kaum noch etwas möglich ist. Da sie noch einige Wochen die Berufsschule besuchen muss, kommt sie in die Lernberatung und möchte weitere Dinge kennen lernen, die ihre Konzentration verbessern sollen.
Auf einer Skala von 1 (wenig) bis 10 (hoch) gibt sie an, dass sie zwischen 4 und 7 schwankt bzgl. der Konzentration. Das ist ihr zu wenig, sie weiß, dass es unrealistisch ist, dauerhaft hoch konzentriert zu sein, möchte aber weitere Möglichkeiten kennen lernen wie sie die Konzentration verbessern kann.
Ich stelle ihr die 6 Schritte der Konzentration vor.
Wir besprechen die einzelnen Punkte und vertiefen besonders den Punkt 3 und 6. Ich bitte sie, sich daran zu erinnern, wann sie zuletzt hochkonzentriert war. Sie beschreibt mir das Gefühl vom gleichen Tag, als sie morgens einen Text bearbeitet hatte. Sie erinnert sich an ihre Körperhaltung und auch daran, dass sie ganz auf das Arbeitsblatt focussiert war. Die Geräusche um sie herum sind in den Hintergrund getreten. Ich bitte sie, dieses Gefühl mit einer Handbewegung oder einer anderen Bewegung gleichzeitig aufzurufen und sie nimmt dafür die linke Hand, steckt den Daumen unter die anderen Finger. Das nutzt sie schon sehr lange wenn sie Klausuren schreibt, mit der rechten Hand hält sie ja den Stift. Ich bitte sie, auch jetzt diese Bewegung zu machen und sofort berichtet sie, dass das Gefühl der Konzentration verstärkt wird.
Als zweites soll ihr die innerliche Abschottung helfen sich besser zu konzentrieren. Sie stellt sich vor, dass sie es ausprobieren will, in Gedanken in ihr Zimmer zu gehen, wenn sie sich abschotten möchte. Sofort geht ein Lächeln über ihr Gesicht. In ihrem Zimmer fühlt sie sich wohl und die Welt um sie herum entfernt sich.
Wir überlegen zusammen, dass sie es auch mit Kopfhörern versuchen kann, aber hier ist eine Absprache mit den Lehrern wichtig. Möglich ist es auch, activ noise canceling Kopfhörer zu nutzen. Sie reflektieren Geräusche zurück und sorgen so dafür, dass es angenehm still wird für den Nutzer.
Auch eine Atemübung empfehle ich ihr für zwischendurch, da sie bereits häufig yoga gemacht hat, ist ihr das nicht unbekannt.
4 Wochen später bekomme ich eine mail von Katharina: sie hat die Vorschläge im Unterricht genutzt und auch in einer Klausur und berichtet, dass sie insgesamt positive Ergebnisse erzielt hat. Sie habe ihr Ziel erreicht und ihr Konzentrationslevel liegt jetzt im gewünschten Bereich. Mit dem abstellen der Konzentrationsmonster funktioniere es nicht immer gut, da sie auf die Mitschüler nicht immer Einfluss habe.
Ich wünsche ihr weiter viel Erfolg in der Erzieherausbildung und viel Spaß mit den Kindern.