Weshalb es nicht ausreicht, wenn ich motiviert bin, meinen Abschluss zu machen…

30. Oktober 2022by Irmhild0

Ein Studium zu machen ist eine tolle Sache. „Die Motivation ist groß, wenn ich weiß, was ich will. Gerade im Bereich BWL stehen mir „alle Türen offen“ wie mein großer Bruder mir immer sagt. Und genau das will ich: viele Möglichkeiten haben und auch flexibel sein innerhalb der verschiedenen Sparten, die mir BWL eröffnet.“

Das sagt mir Phillipp, als er in die Lernberatung kommt. Ganz selbstbewusst erzählt er mir von seinen Plänen. Ich höre mir alles an und frage mich still für mich selbst, was ich Phillipp wohl anbieten kann in der Lernberatung. Schnell merke ich dann, in welchem Bereich er sich Unterstützung wünscht.

„Ich kann mich nicht richtig motivieren zu lernen. Es gibt immer etwas Wichtigeres zu tun. Nur wenn etwas Neu ist oder es mich sehr interessiert, dann lerne ich aus mir selbst heraus und verbringe Zeit mit dem Lernstoff. Aber ich weiß schon, dass das über die Dauer des Studiums nicht ausreichen wird. Eigentlich habe ich auch für das Abi nicht viel gelernt, ich konnte immer ganz gut mündliche Prüfungen ablegen. Dann leite ich mir beim sprechen die einzelnen Inhalte ab und stelle es vor. Das hat bis jetzt immer ausgereicht. Jetzt muss ich aber viele Fakten und Fachwissen lernen, da ist meine Strategie nicht mehr so gut.“

Auf der Skala von 1-10 gibt er eine 4 an auf meine Frage, wie hoch aktuell seine Motivation ist, sich zum Lernen hinzusetzen.

 

 

 

Ich ließ ihn von den Motivatoren nach Howard Gardner die zwei Hauptmotivatoren aussuchen: er wählte die Planung und die Etappen.

Als erstes wollte ich wissen, ob er schon Erfahrung habe mit der Planung und Checklisten. Er berichtet, dass er in einem Tennisverein sei und gut damit klarkommt, die Trainingstermine und auch die Spieltermine zu planen. Aktuell stehen die Termine in seinem Handy im Kalender.

Ich stelle ihm die Möglichkeiten vor, mit Tabellen und Wochenplänen zu planen, habe aber den Eindruck, dass da noch etwas anderes ist, dass sein Motivation zu lernen noch nicht sehr viel höher steigen lässt. Von sich aus spricht er darüber, wie er sich den Stoff in Etappen einteilen kann, weil kleinere Häppchen für ihn leichter zu bewältigen sind. Aber auch jetzt habe ich den Eindruck, dass es das noch nicht ist. Ich frage ihn, ob es wohl etwas geben könnte, dass ihn daran hindert, die neue Idee in die Tat umzusetzen. „Eigentlich nicht“, sagt er. „Höchstens ich selbst könnte mich daran hindern.“

Bereits als er von seiner Vorgehensweise der mündlichen Lernstoffwiedergabe berichtet hatte, war mir der Gedanke gekommen, dass ihm gar nicht klar ist, dass es sich hier um eine starke Ressource handelt. Ich suche die Karte mit dem Motivator Bühne heraus und frage ihn danach, ob das vielleicht auch ein Motivator für ihn sei. Ja, die Karte habe er sich angeschaut, aber bisher wäre das nur positiv für ihn, wenn er vor maximal 2-3 Leuten redete. Gleichzeitig sehe ich in seinem Gesicht ein kleines „AHA“. Er denkt kurz nach und sagt dann: „Genau, die Kombination ist es. Ich werde Lerntermine planen und gleichzeitig verschiedene Leute fragen, ob ich ihnen den Lernstoff vorstellen kann. Ich plane dann diese Termine rechtzeitig ein und habe dadurch auch den Druck, dass ich den Stoff vorher lernen muss.“ Er sieht jetzt sehr viel zufriedener aus mit seiner Idee und erzählt mir, dass es ihm leicht fällt, das Wissen anderen Studierenden zu erklären. Wir überlegen zusammen, wer aus seinem Bekanntenkreis auch als Lernpartner in Frage kommen würde, einige fallen ihm ein.

Meine Frage: wenn du diese Dinge umsetzt, was glaubst du, wie hoch ist dann deine Motivation zu lernen? beantwortet er mit: zwischen 7 und 8. Für ihn ist das eine große Steigerung und er geht etwas leichter nach Hause. 2 Monate später bekomme ich eine mail. Phillipp schreibt, dass er durch die Planung häufiger gelernt hat und allein das seine Motivation erhöht hat, sich regelmäßig mit dem Lernstoff zu beschäftigen. Am meisten würde es ihm aber bringen, wenn er das Gelernte weitergibt und inzwischen wenden sich seine Mitstudenten immer öfter an ihn, wenn sie etwas nicht verstanden haben. Er bedankt sich bei mir und fragt nach einem nächsten Termin zum Thema Konzentration.

 

 

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *