Michael und die Motivation

11. Februar 2025by Irmhild0

Michael besucht die Meisterschule. Als Tischler arbeitet er schon ein paar Jahre in einer Firma, die hochwertige Möbel herstellt, oft aus Vollholz. Vier Monate vor der Abschlussprüfung hat er das Gefühl, dass er noch nicht gut vorbereitet ist. Er beschreibt, dass er Probleme sieht in der Organisation, Konzentration aber sein Hauptthema ist die Motivation. Er glaubt, dass er alles regeln kann, wenn er nur die Motivation hätte, mit dem Lernen anzufangen.

Ich frage ihn, wie hoch aktuell seine Motivation ist, mit dem Lernen anzufangen. Auf einer Skala von 1 – 10 nennt er eine 4. Sein Wunsch ist es, die Motivation zu steigern bis zur 8, das sei für ihn ein gutes Gefühl. Auf meine Frage, wie Andere in seinem Umfeld denn erkennen könnten, dass seine Motivation hoch ist, sagt er: ich bin ausgeglichen, nicht genervt und ich habe Lust mich auf die Prüfung vorzubereiten. „Es gibt einen Lernplan, nach dem ich mich richte, damit habe ich in der Ausbildung zum Tischler auch schon erfolgreich gearbeitet. Daran habe ich jetzt gar nicht gedacht!“

Ressourcen orientiertes Lerncoaching bedeutet: es werden Strategien eingesetzt, die für den Klienten bereits erfolgreich genutzt wurden. Manche Coachees dürfen einfach daran erinnert werden, was schon einmal mit Erfolg eingesetzt wurde. Ich mache Michael einen Vorschlag für einen Lernplan und er fängt sofort an, einzutragen, wann er am nächsten Tag seinen Lernplan aufstellen will. Mit allem, wie er sagt.

Motivatoren machen den Unterschied

Oft ist es gut, genau zu wissen, welche Motivatoren jemand besitzt. Hier setze ich die Karten von Howard Gardner ein und Michael sucht: Etappenziele und Belohnung als seine Motivatoren heraus. Im Gespräch erarbeiten wir, dass er die verbleibende Zeit in Etappenziele einteilen will und sich bei jeder erreichten Etappe eine Belohnung gönnen will. So eine Belohnung ist für ihn: Zeit für sich allein, einen Film im Kino anschauen mit seiner Freundin oder auch eine Auto Zeitschrift kaufen und in Ruhe lesen.

Über Bodenanker nutzt er den Platz im Raum und legt für die verbleibende Zeit der Meisterschule 5 Etappen aus. Für ihn ist sofort klar, was die Etappenziele sind. Langsam geht er von Etappe zu Etappe und erreicht zielstrebig sein Ziel: die Meisterschule mit einem guten Ergebnis abzuschließen.

Meine Frage: Was brauchst du, um diese Etappenziele gut zu erreichen? beantwortete er sofort mit Ideen wie: einen Platz an dem ich gut lernen kann. Zeit allein und eine gute Sortierung der Unterlagen.

Ohne Umsetzung keine Veränderung

Was ist dein erster Schritt nach diesem Lerncoaching? war meine nächste Frage. „Morgen plane ich meine Termine und dazu die Themen. ich spreche mit meiner Freundin, dass ich beim Lernen allein im Zimmer sein möchte. Sie kümmert sich sicher dann in dieser Zeit allein um unseren kleinen Sohn. Ich ordne den Etappen schon jetzt konkrete Belohnungen zu, das motiviert mich. ich räume mir einen Schreibtisch frei und nutze ihn zum lernen.“

Das sind dann gleich mehrere erste Schritte. „Wie wirst du dich fühlen, wenn du alle diese Punkte, die du jetzt überlegt hast, umgesetzt hast?“ „Das fühlt sich richtig leicht an, ich brauche mich nur noch mit dem Lernen beschäftigen, nicht mehr mit den Umständen, die sind geklärt. ich habe viel mehr Lust die Prüfung zu machen und außerdem verdiene ich anschließend ja auch mehr Geld. ich kann schon 3 Monate nach der Prüfung als Meister arbeiten, die Stelle wird dann frei!“

Noch einmal geht er an den Bodenankern entlang und macht sich klar, wie er die verbleibende Zeit verbringen will bis zum Ziel der Prüfung. Sein Gesicht wirkt offen und sein Blick ist fröhlich.

 

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