Motivation – oder: EIGENTLICH bin ich hochmotiviert

20. März 2022by Irmhild

Wer eine Ausbildung beginnt und einen guten Ausbildungsbetrieb findet hat die besten Voraussetzungen, seinen Traumberuf zu erlernen. Wenn der Traumberuf dann noch klar vor Augen steht und dieser Wunsch schon seit der 6. Klasse bekannt ist, dann sind alle anderen neidisch, dass jemand so genau weiß, was er/ sie will.

Um so erstaunlicher ist es, wenn diese Person dann im zweiten Ausbildungsjahr eine total geringe Motivation hat, weiterzumachen und die Ausbildung abzuschließen. Wie kann das passieren?

Auf dem Weg zum WARUM fand ich das EGAL!

Eine Möglichkeit ist es, lange danach zu suchen, was die Gründe dafür sind. Eine andere Möglichkeit ist es, sich die Motivatoren und auch die Demotivatoren der aktuellen Situation näher anzuschauen.

Howard Gardner hat verschiedene Motivatoren benannt, die den Menschen antreiben oder auch abstoßen, sich mit etwas intensiv zu beschäften. Als Lukas ins Lerncoaching kommt erzählt er, dass er immer schon Tischler werden wollte. Er liebt es, das Holz Anzufassen und hat auch das Talent, sehr genau zu arbeiten und geduldig dabei zu bleiben, auch wenn er ein Übungsstück mehrmals neu beginnen muss, damit es anschließend „gut genug“ ist. Im zweiten Ausbildungsjahr haben sich allerdings ein paar andere Dinge bemerkbar gemacht, die seine Motivation sinken ließen. In seinem Ausbildungsbetrieb ist der Meister sehr auf Vergleiche ausgerichtet. 5 Azubis sind in verschiedenen Ausbildungsjahrgängen am Start und der Meister geht immer wieder hin und vergleicht die Arbeiten der Azubis stark miteinander. Sein Argument ist: daraus können alle nur lernen. Lukas stellt im Lerncoaching fest, dass er eine ganz andere Perspektive hat. Er sieht seine Arbeiten dann abgewertet und „nicht gut genug“. Das demontiviert ihn sehr, weiterzumachen mit der Ausbildung.

Als erstes überlegen wir zusammen, wie Lukas die Perspektive wechseln kann und ich lasse ihn die Rolle des Meisters einnehmen. Das gelingt ihm zuerst nur schwer aber dann kann er erkennen, dass der Meister wirklich nur die Absicht hat, auf Verbesserungspotential aufmerksam zu machen, nicht die Arbeiten abzuwerten. Im zweiten Schritt schauen wir uns die Motivatoren nach Howard Gardner an. Dabei bemerkt Lukas, welche seine Motivatoren und auch seine Demotivatoren sind:

Motivatoren: Ziele erreichen – Lob und Anerkennung – angenehme Umgebung

Demotivatoren: Wettbewerb – Planung

 

Hierbei merkt Lukas, dass es eher ungünstig ist, die Planung als Demotivator zu haben. Er ist lieber kreativ und hatte bisher in der Ausbildung auch öfter deshalb Schwierigkeiten, weil er durch mangelnde Planung die Materialien nicht rechtzeitig zur Verfügung hatte und somit die Arbeit schon deshalb nicht so gut werden konnte wie er es eigentlich hätte machen wollen. Ihm fehlte dann Zeit. Deshalb überlegt er sich, wie er in Zukunft mehr Freude daran finden kann, vor Beginn einer Holzarbeit gut zu planen. 3 Monate nach dem Lerncoaching kam Lukas spontan bei mir vorbei und zeigte mir seine neueste Holzarbeit. Sie war ihm richtig gut gelungen und er war sehr stolz auf sich selbst.